Franz war mit Leib und Seele Verkäufer. Schon als Kind war sein Lieblingsspielzeug ein Kaufladen. Als er nach seiner Schulzeit eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann begann, bestand sein Ziel darin einmal einen eigenen Lebensmittelladen zu leiten. Und im letzten Jahr hatte er sein Ziel erreicht: Franz war Marktleiter der Filiale einer großen Lebensmittelkette in seiner Heimatstadt geworden.
Die Filiale liegt am am Marktplatz der Stadt und ist von Franzens Wohnung zu Fuß innerhalb weniger Minuten zu erreichen.
Am Mittwoch vergangener Woche geschah etwas Merkwürdiges. Wie täglich während der Arbeitswoche verlässt Franz kurz vor halb sieben seine Wohnung. Er ist immer als erster im Laden, den er dann um sieben aufschießt. Doch was ist heute los? Als Franz vor dem Laden steht, oder genauer gesagt, da wo sich normalerweise der Laden befindet, kann er ihn nicht sehen. Der Laden ist weg. Das gibt’s doch nicht. Träumt er? Nein, Franz ist hellwach. Da, wo der Laden sein muss, befindet sich der Eingang zu einem Mehrfamilienhaus. Franz ist verwirrt. Wurde der Laden gestohlen? Geht das überhaupt? Unter Ladendiebstahl stellt man sich doch etwas anderes vor.
Es ist bereits kurz vor sieben. Seine Mitarbeiter müssten doch auch schon hier sein. Aber weit und breit ist keiner von ihnen zu sehen. Franz holt sein Mobiltelefon aus der Hosentasche und sucht nach der Nummer von Herrn Schubert, seinem Stellvertreter. Die Nummer hat er auf seinem Telefon eingespeichert. Doch unter SCH findet er keinen Namen Schubert und folglich auch keine Nummer dazu. Franz kann es nicht glauben. Kein Laden, keine Telefonnummer von Herrn Schubert. Was solle er jetzt machen?
Franz will nun in der Zentrale anrufen. Doch auch den Namen und die dazugehörige Nummer kann er auf seinem Mobiltelefon nicht finden, obwohl er sicher beides eingespeichert zu haben. Was jetzt? Er geht zurück zu seiner Wohnung und sucht auf seinem Computer nach der Adresse der Zentrale. Doch die findet er nicht. Es gibt sie nicht. Franz ist verzweifelt. Vielleicht hat er sich nur getäuscht. Er muss nochmal zum Laden zurück gehen oder dorthin, wo der Laden bisher war.
Franz will die Wohnungstür öffnen. Sie ist abgeschlossen. Er ist sich sicher, sie nicht abgeschlossen zu haben als er vorhin heimkam. Franz nimmt den Schlüssel von der Anrichte. Doch der passt aber nicht ins Schloss. Franz klopft an die Eingangstür, um sich im Treppenhaus bemerkbar zu machen. Doch so fest er auch klopft, kein Ton ist zu vernehmen. Franz will um Hilfe rufen, doch seine Kehle ist wie zugeschnürt.
Franz greift zu seinem Mobiltelefon. Es ist ausgeschaltet. So sehr er sich auch bemüht, das Display bleibt schwarz. Franz schaltet das Radio ein und fällt in seinen Ohrensessel. Der Sprecher im Radio verkündet eine Sondermeldung: Heute Nacht wurde am Marktplatz eine Laden gestohlen. Darauf folgt ernste Musik
Franz bleibt im Sessel sitzen. Bald ist er eingeschlafen. Franz wird wach, als er den Wecker im Schlafzimmer klingeln hört. Er schaut auf die Wanduhr. Sechs Uhr. Zeit um aufzustehen. Franz wundert sich, dass er nicht in seinem Bett liegt. Er geht ins Bad, wäscht sein Gesicht, putzt seine Zähne, trinkt eine Tasse Kaffee und geht kurz vor halb sieben los.
Als er am Laden eintrifft, warten schon Herr Schubert und zwei weitere Mitarbeiter am Eingang für das Personal. Punkt sieben schließt Franz den Laden auf und bald kommen auch schon die ersten Kunden.